GESCHICHTE THRAKIENS

Redaktion: Theodoros Alatakis

Griechische Mythologie

Nach der griechischen Mythologie gab es einen Stammvater, der Thrakier hieß und Sohn des Ares, Gottes des Krieges, war. Gott Ares, wie es heißt, hielt sich in Thrakien auf. Nach einer anderen Version und nach Euripides (in seinem Werk «Die goldenen Schilder der Thrakier») steht geschrieben, dass der Name von Ares -Beschützer der Thrakier-Thrakier war und dass dessen goldenes Schild im Tempel der thrakischen Bistonis aufbewahrt war. In der griechischen Mythologie war Thrakien Tochter des Ozeanus und der Parthenope, Europas Schwester.

Die Thrakier treten in der Iliade von Homer als Alliierte der Trojaner, unter der Führung von Akamas und Piros oder Pirros, auf. Später, immer der Iliade nach, trat auch ein anderer König auf, Rissos, der nach einem Angriff, den Diomedes und Odysseus gegen das Lager der Trojaner führten, getötet wurde. Ein anderer König der Thrakier war Kisseus, der im damaligen westlichen Thrakien, später Makedonien, lebte und Vater des alten Antenoras aus Troja war. Erwähnenswert ist hier, dass sich das homerische Thrakien bis zum Fluss Axios westlich, bis zum Ellispontos und zum Schwarzen Meer östlich und bis zum heutigen Serbien und auf ganz Bulgarien nördlich, erstreckte.

Die griechische Mythologie hatte viele Könige, die aus Thrakien stammten: Diomedes der Thrakier, Tiredas, Lykourgos, Fineas, Eumolpos, Polynestor, Oiagros (Vater von Orpheus) und viele andere. Die Rasse, die Homer Thrakier nannte, bestand aus vielen Stämmen, deren Aufenthaltsort das alte Thrakien war, wie z. B. den Idoniern, die in der Region zwischen den Flüssen Strimonas und Nestos lebten, den Bisalten, die in der Region zwischen den Flüssen Axios und Stimonas lebten, den Kikonen in der Region des heutigen Rodopi, den Bistonen, den Dobiriern, den Nygnoniern, den Satriern, den Apsinthiern und vielen anderen.

Altertum

Die einheimische Bevölkerung von Thrakien war eine Indo-Europäische Rasse, die Thrakier genannt wurde. Ziemlich früh nahmen die Thraker den kulturellen Einfluss der Griechen an, setzen aber für lange Zeit ihre Sprache und ihre eigene Kultur fort. Weil sie nicht griechisch sprachen, wurden sie von den anderen als Barbaren gehalten. Die ersten griechischen Kolonien wurden in Thrakien im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet.

Das Thrakien südlich der Donau (außer der Region der Bissier), war für ein halbes Jahrhundert vom Darius dem Ersten, der einen Feldzug von 513 bis 512 v. Chr. unternommen hatte, an Persien annektiert. Desweiteren wurde Thrakien von Filippos II von Makedonien während des 4. Jahrhunderts v. Chr. erobert und gehörte danach für anderthalb Jahrhunderte dem Königreich von Makedonien. Nach dem dritten makedonischen Krieg wurde Thrakien Untertan des Römischen Reiches. 279 v. Chr. drangen die Kelten in Makedonien, in Südgriechenland und in Thrakien ein und, obwohl sie ziemlich schnell vom Südgriechenland und vom Makedonien verjagt wurden, verweilten sie in Thrakien bis zum Ende des Jahrhunderts.

Religion – Kultur

Im Mittelpunkt der Religion der Thraker befinden sich das Leben, der Tod und die Fruchtbarkeit. Die Thrakier, außer den anderen Göttern der Griechen, beteten mehr den Dionysos an, dem sie Opfer brachten und für den sie viele Tage lang feierten. Viele alte Historiker berichten sogar über die Dionysos-Mysterien. Die wichtigsten von diesen Mysterien waren die Kaviria, welche von den Kaviriern, ein Volk, das im heutigen Rodopi und auf der Insel Samothraki lebte, abgehalten wurden. Durch neuzeitliche Ausgrabungen wurden viele Phallische Symbole gefunden, die verehrt wurden, weil sie mit der religiösen Anbetung für Fruchtbarkeit im direkten Zusammenhang standen. Auch Orpheus, der mythische Poet und Gott der Poesie der alten Griechen, wurde von den alten Völkern Thrakiens angebetet.

Die Kultur der alten Thraker, wie sie von vielen Historikern aber auch durch die Funde der Ausgrabungen dokumentiert wird, ist die Kultur eines Volkes mit vielen Rassen, wie bereits auch für das mythologische Thrakien erwähnt wurde. Konkret nennt sie Herodotos (Buch 5) das, nach den Indern einwohnermäßig zweitgrößte Volk der damals bekannten Welt, wobei das, mit allen seinen Rassen, für ihn auch das mächtigste Volk war.

In der klassischen Periode gingen die zahlreichen Rassen der Thrakier auseinander. Als mächtige Königreiche verblieben jedoch die der Odrissier und von Dakia. In dieser Periode (5. – 4. Jahrhundert v. Chr.) erschien ein Soldatentyp, der sogenannte Peltastis. Die Peltasten waren die eigentliche mächtige Soldaten-einheit, die mit einem Pelta ausgerüstet waren, ein Schild, das eine Wölbung wie ein Halbmond und drei Speere hatte, von denen sie das eine in der einen Hand und die anderen zwei mit dem Schild zusammen in der anderen Hand hielten. Diese Soldateneinheit nahm auch im trojanischen Krieg teil und zeichnete sich sowohl durch ihre Kampffähigkeit als auch durch ihre Effektivität aus.

Römische Herrschaft

46 n. Chr. wird Thrakien, nach langem Widerstand der Thraker, zur römischen Provinz. Und weil die Thrakier geschickte und furchtlose Krieger waren, wurden sie danach als respektable Duellanten erwünscht. Dazu wurde denen sogar, während der römischen Herrschaft, für diesen Typ der Duellanten die Nennung Thraker verliehen. Der Bekannte Duellant und Sklavenführer Spartakus stammte desweiteren ebenfalls aus Thrakien.

Byzantinische Periode

Während der byzantinischen Periode bekam Thrakien einen erheblich hohen Stellenwert. Die Hauptstadt des neuen byzantini-schen Staates war in der Region von Thrakien. Das hatte den Andrang vieler Menschen (Landflucht) in die Region auf der Suche eines besseren Lebens zur Folge. Das Zentrum der griechischen Kultur wird von Athen nach Konstantinopel versetzt. Einige der byzantinischen Kaiser stammten sogar aus Thrakien, wie z. B. Justinus und sein Neffe und Nachfolger Justinianus. Hierzu handelt es sich natürlich um ein Reich, das hauptsächlich seinen Zusammenhalt in die Religion und in die Sprache und nicht in die griechische Kultur stützt. Im Alltag der einfachen Menschen aber stammen viele von ihren Sitten und Gebräuchen aus der griechischen Kultur, bereichert mit der christlichen Religion, wie z. B. Kiopek Bei, Mönch, Anastenaria und andere. In der byzantinischen Zeit haben wir noch die Konflikte mit den slawischen Stämmen, sowie mit dem Altai-Stamm der Bulgaren, die starke Brüche beim Zusammenhang der einheimischen Bevölkerung schaffen werden.

Mittelalterliche und Osmanische Periode

Die Eroberung der thrakischen Region von den Türken fand früher als die Einnahme von Konstantinopel statt. Während der ganzen Dauer des osmanischen Reiches unterschieden die Osmanen die Staatsangehörigen in Muslime und nicht Muslime und gaben natürlich mehr Privilegien den Muslimen, als Bürger erster Klasse.
Als Maßnahmenbeispiel, das die Osmanen angewandt hatten, können wir die Kindereinsammlung und das Haratsi, die pro Kopf Steuer erwähnen. In dieser historischen Phase wurden viele thrakische Bevölkerungen osmanisch, entweder wegen der o.g. Motive oder wegen einer muslimischen Sekte, die der Kizilmpasider, die viele gemeinsame Elemente mit dem Christentum hatte. Einige Jahre später änderte sich die Politik des osmanischen Staates mit der Anwendung von milderen Maßnah-men, weil ein großer Teil der Bevölkerung schon muslimisch wurde und durch diese Art und Weise keine Steuern zahlte, wodurch die Staatseinnahmen bedeutend vermindert worden waren. Parallel haben wir noch Versetzungen von anderen Nationen, wie z. B. von Athiganen (sehr wahrscheinlich aus Ägyptischen Kopten stammend), Armeniern und Juden. Die Juden und die Athiganen wohnten hauptsächlich in Komotini (Kioumoultzina). Desweiteren haben wir auch Eiwanderungen griechischer Stämme in Thrakien, z. B. Epiroten, Thessalier und Peloponnesen. Das steht in „Thrakika“ geschrieben und darunter werden spezifische Dorfnamen erwähnt:

Peloponnes: Karioti, Mani, Pimenikon, Skourtsohori (Sitohori), Patagi, Ampelakia, Koufovouno, Vrisiki, Asproneri, Asvestades, Kiani.

Epirus: Ellinohori (wahrscheinlich gemischt mit Bulgaren, weil der türkische Name auf griechisch war Bulgarihori), Paliuri, Metaxades, Padi (Ladi), Hionades, Doxapara, Handras, Soufli. Diese griechischen Bevölkerungen wurden in die einheimische Bevölkerung integriert und heutzutage werden sie als Thrakier angesehen.

Neuzeitliche Periode

Mit dem Vertrag des Heiligen Stephanus 1878 wurde das „Große Bulgarien“ gegründet, das auf dem größten Teil Thrakiens sich erstreckte. Mit der Revision des Vertrages durch die Berliner Konferenz wurde die territoriale Fläche des autonomen Bulgarien begrenzt und das nördliche Thrakien, als Untertan des Sultanats mit dem Namen „Östliches Romilien“ zum eigenen Staat erklärt. Das übrige Thrakien verblieb unter osmanischer Herrschaft. 1885 vereinigte sich das östliche Romilien durch einen Putsch mit dem bulgarischen Staat. Durch die Balkankriege 1912-1913 wurde das westliche Thrakien an Bulgarien annektiert, während das östliche Thrakien samt Adrianopel im Osmanischen Reich verblieb. Der Vertrag von Neigy 1919 gab den größeren Teil des westlichen Thrakien an Griechenland zurück, während durch den Vertrag von Sevres das türkische Thrakien bis zur Linie von Tsataltza an Griechenland vergeben wurde. Jedoch, nach der kleiasiatischen Katastrophe, wurde die griechische Armee gezwungen, das östliche Thrakien zu räumen und sich jenseits vom Fluss Evros zurück zu ziehen. Dieser konkrete Zustand wurde durch die Unter-schrift des Vertrages von Lausanne gefestigt, der die heutigen griechisch-türkischen Grenzen endgültig bestimmte.

HILFEN:
«Wikipedia, die freie Enzyklopädie»;
«Touristischer Historischer Archäologischer Thrakienführer»
von Dimitrios D. Karakousis